Marcel Dux | (Online-) Zusammenarbeit und zeitgemäße öffentliche Förderung

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Präsentationsprofile in Online-Meetings als Ergebnis von Peer-Feedback (inkl. Vorlage)

Für Lehrende kann es herausfordernd sein, ein aussagekräftiges Feedback für Präsentationen in synchronen Online-Formaten, zu geben. Durch das Fehlen von persönlichen Austauschformaten, die auf Blickkontakt und Gesten aufbauen, wirken Online-Feedbacks schnell formell und unpersönlich. Schriftliche Feedbackformate führen hingegen schnell dazu, dass Missverständnisse entstehen und Ping-Pong-Schriftwechsel resultieren, in denen jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird. Meine Kollegin Julia Kolm und ich haben eine Feedbackmethode entwickelt, die Lernenden helfen kann ihr eigenes Präsentationsprofil zu bestimmen und indem sie die Meinungen der Zuhörerschaft aufgreift.

Von der “Struktur” bis zur “Verständlichkeit”: Die Eigenschaften einer guten (Online-) Präsentation

Jede Person hat ein individuelles Präsentationsprofil. Um Lernenden zu helfen, dieses besser zu verstehen, haben Julia und ich dieses Profil in sechs Eigenschaftsbereiche unterteilt. Jede dieser Eigenschaftsbereiche haben wir anschließend weitestgehend positive Skalenwerte zugeordnet:

  • Der Stil, ist die wesentliche Vermittlungstendenz. Sie wird durch eher emotionale Erzählstrukturen oder objektive Darstellungsweisen definiert.

  • Die Struktur, die von Beginn an einer erkennbaren Logik folgt oder im Präsentationsverlauf, zB. durch unmittelbar ergänzte neue Informationen, erweitert wird.

  • Der Inhalt, als Kern der Präsentation, dessen Aufbereitung eher Informationen in den Mittelpunkt stellt oder Unterhaltungswert hat.

  • Die Länge des Vortrags, "präzise" auf Basis definierter Vorgaben oder "ausufernd", zum Beispiel um in adäquater Form auf Fragen oder Anmerkungen einzugehen.

  • Der Einsatz von Medien, in einer "angebrachten", daher zielgerichteten Form, oder "dominierend" - losgelöst von der Vermittlungsabsicht.

  • Die Verständlichkeit als Einschätzung, wie "einfach" oder "komplex" die vermittelten Informationen empfunden wurden.

Um diese Eigenschaften zu erheben, beziehen wir alle anwesenden Zuhörer_innen in das Feedback mit ein. Aus diesen Zuordnungen ergibt sich eine Feedbackvorlage, die in Abbildung 1 zu sehen ist.

Abbildung 1: Eigenschaftsbereiche für die Erstellung individueller Präsentationsportfolios

Die Meinung der Zuhörerschaft mit Hilfe des Whiteboards aktiv (und anonym) abbilden

Um das Profil bestimmen zu lassen, gebe ich die Feedbackvorlage nach Präsentationsende als Whiteboard für alle Anwesenden zur Bearbeitung frei. Die Freigabe erfolgt mit der Bitte, jeweils auf den Skalen eine Markierung zu setzen, die mit Blick auf die Präsentation am ehesten dem persönlichen Empfinden entspricht. Nach Abschluss der zeitlich limitierten Bearbeitungszeit verbinde ich per Zeichnung die Mittelwerte der Angaben und fasse die Ergebnisse zusammen (siehe Abbildung 2 "Beispiel Präsentationsprofil"). Das entstandene Profil sollte nur als Momentaufnahme verstanden werden.

Abbildung 2: Beispiel für ein Präsentationsportfolio (englische Version)

Leitfragen zur Reflexion des eigenen Präsentationsstils

Um die Präsentierende bzw. den Präsentierenden die Chance einer Reflexion und Verbesserung des eigenen Stils zu ermöglichen, stelle ich den Lernenden im Nachgang (meist per Mail) einige Fragen zur individuellen Beantwortung:

  1. Entspricht das entstandene Profil Deiner eigenen Einschätzung? Und wo siehst Du Abweichungen?

  2. Gibt es Merkmale, bei denen Du Dich gern verändern möchtest?

  3. Kannst Du Dich an eine besonders gute Präsentation erinnern? Was hat sie für Dich so gut gemacht?

Ich lade meine Teilnehmenden dazu ein, diese Fragen als Mail-an-mich-selbst über den Dienst futureme.org zu beantworten.

Viele Lernende waren überrascht, einige Monate später Post zu erhalten und mit ihren eigenen Überlegungen konfrontiert zu werden. Aus didaktischer Sicht hätte es nicht besser laufen können.





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